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Bernd & Hilla Becher   |   DÜSSELDORF   02.09.22 - 22.10.22

 

 

BETON

Vor dem Hintergrund der Rezeptionsgeschichte des künstlerischen  Werks von Bernd und Hilla Becher ist         „Beton“ ein spannend neuer und   richtungsweisender Ausstellungstitel. Obwohl das Material eines  industriellen Bauwerks, das das Künstlerpaar in ihr photographisches Archiv aufnahm, für sie immer ein zentrales Kriterium der Betrachtung und Klassifizierung war, wurde bis heute kein Baustoff zum Fokus einer ihrer Präsentationen erhoben.

Mit 39 großformatigen Einzelbildern und zwei beispielhaften Typologien setzt die aktuelle Ausstellung einen      Fokus auf die berühmten von Bernd und Hilla Becher photographierten Industriebauten, die maßgeblich aus Beton gebaut wurden. Insofern kommt nicht allein die Vielfalt der industriellen Formenwelt zum Tragen, die das Künstlerpaar in ihrem bewundernswerten Gesamtwerk erhalten hat. Auch die enorme Vielgestaltigkeit und Einsetzbarkeit von Beton tritt hervor, dessen Wirkung und Ausdruckskraft eine große Bandbreite hat.

Vorgestellt werden unter dem gemeinsamen Nenner des spezifischen Baustoffs Photographien, die exemplarische Motive aus den von Bechers zusammengestellten Objektfamilien aufzeigen. Ins Bild gerückt sind Förder-, Wasser- und Kühltürme, Kohlebunker und Getreidesilos sowie Fabrikhallen, die in Deutschland, Großbritannien, Belgien, Luxemburg, Frankreich und den USA zwischen 1966 und 2012 entstanden sind. Damit zeichnen sie ungefähr den Radius jener Länder nach, in denen die Arbeit des Künstlerpaars über fünf Jahrzehnte vonstatten ging. Angesichts ihrer Entstehungszeit reichen die Werke außerdem über das Todesjahr von Bernd Becher hinaus und bestärken, wie aktiv Hilla Becher am gemeinsamen Konzept festhielt und Neues hinzufügte.

Blicken wir auf die Photographien der Ausstellung, so erweist sich die Bezeichnung ihrer Motive als „Anonyme Skulpturen“ nach wie vor als überzeugend. Schon Bildhauer wie Wilhelm Lehmbruck, Brancusi oder Picasso und viele mehr haben bis in die heutige Zeit Skulpturen in Beton gegossen. Diesen gegenüber stehen in den Photographien von Bernd und Hilla Becher jedoch solche gänzlich anderer Art. Es sind die alltäglichen, industriell geprägten Nutz- und Funktionsbauten, die das Künstlerpaar als bereits in der Realität vorhandene skulpturale Schöpfungen erkannt hat und wertschätzte. Gebilde, die auf einer zielgerichteten Zusammenarbeit von Werktätigen, so auf der Kenntnis, der Kreativität und dem Geschick von Ingenieuren, Technikern, Handwerkern und Arbeitern basieren, und sich letztlich nicht nur in ihrer beachtlichen Funktion, sondern ebenso in ihrer signifikanten Formqualität ausdrücken. Der brillante künstlerische Transfer in prägnant zeitlose Bilder und Bildzusammenstellungen hat dabei jenen Bauwerken den Weg in die Welt der Kunst ermöglicht. Lesbar sind die photographischen Ergebnisse jedoch nicht allein aus der Sicht der bildenden Kunst. Aus vielen unterschiedlichen Perspektiven zahlreicher Wissensgebiete erweisen sich die präzisen und geschichtsträchtigen Ansichten von Bernd und Hilla Becher als großartige Lektüre und – wie hier gezeigt – als besonders imposant, wenn die betrachteten Bauten aus Beton sind.

Mit dieser Ausstellung verbindet sich für die Konrad Fischer Galerie eine über 50-jährige intensive Zusammenarbeit am Werk der Bechers, die nach dem Tod des Künstlerpaars mit Max Becher, dem Sohn von Bernd und Hilla Becher fortgesetzt wird.

Gabriele Conrath-Scholl

 

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In view of the reception history of Bernd and Hilla Becher's artistic work, "Concrete" is an exciting new and indicatory exhibition title. Although the material of an industrial building, which the artist couple included in their photographic archive, has always been a central criterion of observation and classification for them, no building material has been elevated to the focus of one of their presentations until now.

 

With 39 large-format individual images and two exemplary typologies, the current exhibition focuses on the famous industrial buildings photographed by Bernd and Hilla Becher, which were built primarily of concrete. In this sense, it is not only the diversity of industrial forms that comes into play, which the artist couple has preserved in their admirable body of work. Also the enormous variety and applicability of concrete emerge, its effect and expressive power having a wide range.

 

Photographs by Bernd and Hilla Becher are presented under the common denominator of the specific building material, showing exemplary motifs from the families of objects they compiled. The images include winding towers, water towers, cooling towers, coal bunkers, grain silos, and factory buildings that were created in Germany, Great Britain, Belgium, Luxembourg, France, and the USA between 1966 and 2012. In this way, they also roughly trace the radius of those countries in which the artist couple's photographic work took place over five decades. Given the time of their creation, the works also extend beyond the year of Bernd Becher's death and reaffirm how actively Hilla Becher held on to the shared concept and added something new.

 

If we look at the photographs in the exhibition, the designation of their motifs as "Anonymous Sculptures" still proves to be convincing. Sculptors such as Wilhelm Lehmbruck, Brancusi, Picasso, and many others have cast sculptures in concrete right up to the present day. In Bernd and Hilla Becher's photographs, however, these are juxtaposed with sculptures of a completely different kind. It is the everyday, industrially shaped utility and functional buildings that the artist couple recognised and valued as sculptural creations already present in reality. Constructions based on a purposeful collaboration of  working people, thus on the knowledge, creativity and skill of engineers, technicians, craftsmen and workers, and ultimately expressed not only in their considerable function, but equally in their significant quality of form. The brilliant artistic transfer into concisely timeless images and picture compositions has thereby parted the way to recognise these profane buildings as works of art. However, the photographic results are not only readable from the perspective of visual arts. From many different perspectives of numerous fields of knowledge, the precise and historical images of Bernd and Hilla Becher prove to be great reading and - as shown here - especially impressive when the buildings under consideration are made of concrete.

 

For Konrad Fischer Galerie, this exhibition connects to more than 50 years of intensive collaboration on the Bechers' work, which will be continued after the death of the artist couple with Max Becher, Bernd and Hilla Becher's son. 

 

Gabriele Conrath-Scholl

 

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